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Liturgie- und Gesangbuchkonferenz (LGBK)
Der Evangelisch-reformierten Kirchen der Deutschsprachigen Schweiz
Newsletter November 2023
Sehr geehrte Damen und Herren
 
An Weihnachten werden mehr Lieder gesungen als das ganze Jahr hindurch. Und es herrscht eine grosse Toleranz im Hinblick auf die Texte und Melodien: Finden die meisten Menschen Kirchenlieder sonst altertümlich und weltfremd, stimmen sie an Weihnachten mit voller Kehle ein in Gesänge, die ohne Biblische Kenntnisse unverständlich sind, wie etwa RG 399, «Es ist ein Ros entsprungen». Singen stärkt und ermächtigt, im guten wie im schlechtem Sinn. Es gibt destruktive Lieder, die zu Gewalt und Verachtung aufrufen und aufbauende wie zum Beispiel RG361, auf welches Christine Oefele in «Neu entdeckt» weiter unten eingeht. Lieder haben einen grossen Einfluss, nicht nur auf die Gesinnung der Einzelnen, sondern auf die Gesellschaft als Ganze. In der Singfreudigkeit an Weihnachten zeigt sich die Sehnsucht nach einer offenen Welt, wo es mehr gibt als das Menschenmögliche. So sind wir im Moment zwar himmelweit entfernt vom Frieden, den die Engel in der Heiligen Nacht besingen. Wenn aber Menschen in Lieder des Friedens einstimmen und dem Gott die Ehre geben, der an Weihnachten auf seine Macht und Erhabenheit verzichtet, um seinen Geschöpfen nahe zu kommen - dann geht dieser Friede zu Herzen. Unser Singen ermutigt, dem Frieden nachzujagen, in der Zuversicht, dass Gott ihm das letzte Wort gibt. 
Pfr. Thomas Muggli-Stokholm, Koordinator 
Inhaltsverzeichnis
Interprofessionelle Liturgie-Werkstatt am 20. Januar 2024
«Gottesdienst gemeinsam gestalten» - die interprofessionelle Liturgie-Werkstatt am 20. Januar in Bern bietet in einer Reihe von Workshops möglichst praxisnahe Hilfen zur Umsetzung des Gottesdienstes als Gesamtkunstwerk aller daran Beteiligter: 
 - Tagzeitengebete mit Dr. theol. Christine Oefele 
 - Abendmahl mit Pfr. Thomas Muggli-Stokholm 
 - Verkündigung in Musik und Wort mit 
    Pfr. Daniel Hubacher und Organist Samuel Cosandey 
 - Lesung und Musik verbinden mit Pfr. Carl Boetschi 
 - Einführen von Liedern mit Andreas Hausammann 
 - Regieanweisungen mit Dr. theol Katrin Kusmierz 
 - Liedauswahl mit
    Pfrn. Katharina Hiller und Kirchenmusiker Davide De Zotti 
 - Raumgestaltung mit Pfrn. Dr. Christine Stark 
Das veranstaltende Kompetenznetzwerk Liturgie und Musik lädt alle Interessierten herzlich ein zur Teilnahme an diesem spannenden, farbigen Tag! Insbesondere willkommen sind interprofessionelle Gruppen aus einzelnen Kirchgemeinden: Pfarrpersonen mit Kirchenmusikerinnen und Sozial-Diakonen, Mesmern und Katechetinnen.
Die Werkstatt ist noch längst nicht ausgebucht, und wir erwarten gerne weitere Anmeldungen unter https://www.gottesdienst-ref.ch/agenda/agenda-lgbk
Andreas Hausammann 
Gesang statt Gesangbuch 
Schon länger hat sich die LGBK mit dem Gedanken beschäftigt, wie es mit dem Gesangbuch und dem Singen weitergehen soll – dies auch, da in der katholischen Kirche Schweiz (www.jubilate.ch) und in der EKD in Deutschland („Bank und Buch“) Gesangbuchprozesse am Laufen sind. 
Dabei haben wir festgestellt, dass wir gute Lieder und Materialien genug haben, was fehlt ist die Vermittlung und die Singanleitung. Wir müssen singen, singen und nochmal singen. Solange die Liturg:innen am Taufstein fixiert sind und die Organist:innen auf der Orgelbank, ist die Mitte der Vermittlung leer. 
Daher haben wir uns entschieden, einen grossen motivierenden Gesangsprozess zu initiieren, in die Singausbildung zu investieren und vor allem den grossen Schatz an Liedern, den wir haben, zu heben und zum Singen zu bewegen und zu begeistern. 
Dafür hat die Abgeordnetenversammlung der LGBK erfreulicherweise für die nächsten fünf Jahre Gelder zur Verfügung gestellt, um einen solchen interkantonalen Prozess aufzugleisen. Wir konnten nun den Kirchenmusiker Andreas Hausammann, der eine solche Tätigkeit bereits in der St. Galler Kirche erfolgreich ausgeübt hat, für diese Aufgabe gewinnen und mit einer 50% Stelle beauftragen.
Wir sind überzeugt, dass wir noch viele schöne Anlässe mit gemeinsamem Singen und Feier erleben werden, und wenn dann am Ende dieses Prozesses klar ist, ob und welche Lieder für die Zukunft geeignet sind, ist nicht ausgeschlossen, dass dann doch noch  ein Gesangbuch entsteht. 
Pfr. Martin Schmidt, Präsident LGBK 
Lied zum Ewigkeitssonntag / Liturgiebörse
Eine Arbeitsgruppe mit Claudio Gagliardi, Pia Baier und Thomas Muggli-Stokholm ist daran, unsere Website zu überarbeiten, so dass ihr reicher Schatz an Grundlagentexten und Materialien zum Gottesdienst besser zugänglich wird. Wir planen, die revidierten Teile Schritt für Schritt ab anfangs nächstes Jahr aufzuschalten. Zu gegebener Zeit werden wir Sie genauer informieren.  
Ein Bereich mit grossem praktischem Nutzen ist die Liturgiebörse, welche wir von der Aargauer Kirche übernehmen konnten.  Hier finden Sie ganze Liturgien zu verschiedensten Themen und Anlässen im Kirchenjahr. Lieder, welche weder im RG noch im RUpl stehen, suchte man bis jetzt allerdings vergeblich. Das hat unter anderem urheberrechtliche Gründe. Wir möchten uns dennoch bemühen, dass Musik und Lieder künftig besser vertreten sind. So freuen wir uns, dass uns für den bevorstehenden Ewigkeitssonntag ein erster Beitrag zur Verfügung gestellt wurde. Das Lied «Die Menschen, die wir missen» stammt ursprünglich aus Holland und wurde von Pfarrer Samuel Dietiker auf Deutsch übersetzt. Die Urheberrechte sind geklärt. So können es Interessierte problemlos im Gottesdienst verwenden. Wir danken Pfr. Samuel Dietiker für seine Initiative und sind froh um Anregungen und Hinweise zu weiteren musikalisch und textlich gehaltvollen Beiträgen. Das Lied zum Ewigkeitssonntag finden Sie auf unserer Website unter:
www.gottesdienst-ref.ch/liturgie-boerse/lieder
BLUECHURCH
Die Kommission für Kirchenmusik der LGBK ist gerne auf eine Anfrage von Bluechurch eingegangen, deren Website künftig zu hosten. Bluechurch.ch ist eine Plattform zur Förderung von Jazz in der Kirche (ursprünglich entwickelt von der Zürcher Landeskirche), die einerseits als Informationsquelle, andererseits als Vernetzungstool für Jazzmusiker:innen und Gemeinden funktioniert. Die LGBK freut sich, mit der Übernahme der Plattform ihr musikalisches Spektrum zu erweitern, und wird das Thema «Jazz in der Kirche» in Zukunft aktiv mitbewirtschaften – zum ersten Mal praktisch hör- und sichtbar im Rahmen der geplanten Crossover-Werkstatt der Kommission für Kirchenmusik am 15. Juni 2024 in Aarau. 
www.bluechurch.ch
Neu entdeckt mit Christine Oefele
«O Heiland, reiss die Himmel auf!» – dieses wohlbekannte Adventslied habe ich diesen Sommer in der grössten Hitze neu entdeckt. Grund war eine Anfrage, ob ich nicht einen Artikel über dieses Lied und seinen Dichter Friedrich Spee schreiben könne – habe vielleicht der Liedtext etwas mit seinem Engagement gegen die Hexenverfolgung zu tun? Neugierig geworden, habe ich mich ins Lied vertieft und auch über Friedrich Spee Erkundigungen eingezogen. Viel Spannendes trat zutage, von dem ich hier nur ein paar Häppchen* auf den Adventsteller legen kann: Der starke Text, der trotz Emotionalität (viel oh! und ach!) nicht ins Subjektive abgleitet, sondern um den «Trost der ganzen Welt» fleht. Der sich nicht, wie andere Lieder seiner Zeit, aus dem «Jammertal» hinaus in den himmlischen «Freudensaal» sehnt, sondern Christus vom «höchsten Saal» herabbittet – mitten ins menschliche Elend von Pest und 30jährigem Krieg hinein. Der Jesuit Friedrich Spee, der Nachfolge Christi nicht nur als Professor doziert, sondern lebt und anderen in deren «Jammertal» beisteht. Als Seelsorger begleitet er Menschen, die zu Hexen verurteilt wurden, und verliert seinen prominenten Lehrstuhl wegen einer Schrift, die den menschlichen und theologischen Irrsinn der Hexenverfolgungen aufzeigt.  
Die Melodie liebe ich sowieso – sie ist den Worten auf den Leib geschneidert. Nun habe ich gelernt, dass es nicht das Originalgewand ist, mit dem das Lied seine Reise durch die Jahrhunderte antrat. Zum Glück, denn die ursprüngliche Melodie ist zu harmlos für diesen Text. 
Und zum Glück ist bald Advent. Bald darf ich wieder «O Heiland, reiss die Himmel auf» singen und mit diesen geliehenen Worten und Tönen Christus hereinrufen in die Nöte unserer heutigen Welt. 
* Wer mehr wissen will: Der Artikel «Vom Trost im Jammertal» erscheint in der Novemberausgabe der FAMA. 
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