|
Neu entdeckt mit Ralph Kunz
«Inklusion» ist ein wichtiges Anliegen und ein hoher Anspruch der christlichen Gemeinde. Wie man Gottesdienste inklusiver gestaltet, ein Hürdenlauf im eigentlichen Sinne des Wortes. Allerdings mit dem Ziel, die Hürden verschwinden zu lassen und möglichst einen barrierefreien Zugang für alle Menschen zu ermöglichen. Wir haben den Versuch gemacht mit der Unterstützung von Therese Vögeli, der Inklusionsbeauftragten der Zürcher Landeskirche. Zum Evensong im Fraumünster haben wir Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen eingeladen. Einige haben weniger gesehen, andere weniger gehört, wieder andere waren körperlich oder geistig weniger mobil als wir «Normalen». Gekommen sind aber nicht «Behinderte», sondern Christenmenschen,
die sich mit uns zum Gottesdienst versammelt, sich an der Gemeinschaft gefreut und im Anschluss an die Feier ein Feedback gegeben haben. Neu war für mich, wie viel mehr unsere Gäste gesehen, gehört und verstanden haben und wie viel Bewegung und Bewegendes wir erfahren durften. Es war eine schöne, lehrreiche und berührende Begegnung. Hürden kann man verschwinden lassen, Hindernisse bleiben, aber können überwunden werden. Es sind scheinbar so triviale Dinge wie lesbare Songbooks im Grossdruck, eine gut funktionierende Audioanlage, Rampen für die Rollstühle und einfache Sprache in der Predigt, die deswegen nicht an Gehalt verliert. Alles Dinge, die bewältigbar sind, kleine Geschenke, die Freundschaften stiften und den Gottesdienst reicher machen. Wir wiederholen das Experiment – weil wir ein Stück Evangelium entdeckt haben.
Ralph Kunz, Professor für Praktische Theologie an der Universität Zürich
|