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Nun kann der Mensch auf diesem Schauplatz herumgehen, und die Landschaft fühlend und sehend abtasten und ihrer Sprache lauschen. Nur wenig Vegetation trübt die Jungfräulichkeit, eine kleine Flechte hier und da, vielleicht das eine oder andere Büschlein, das trotzig aus einer Spalte hervorsprießt.
Und niemand lässt der Blick auf ein solches Lavafeld kalt, im wahrsten Sinne des Wortesinnere Bilder flackern auf von feuerspeienden Bergen, gewaltig und lebendig sind die Eindrücke. Das Erstarrte kommt innerlich in Bewegung. Es erzählt uns von Ausbrüchen, ein alles unter sich begrabendes Etwas, das aus dem dunklen, glühend heißem Inneren der Erde den Weg an die Oberfläche fand. Mineralisch Jungfräuliches stülpte sich über fruchtbares Land, lichtsuchend und dabei das Alte auslöschend.
Und nun, Jahrhunderte später, erkennen wir, wie unendlich langsam sich dieses Gestein erweichen, zersetzen lässt von Kleinstorganismen. Schwarz, mal rötlich eisernd liegen sie da die Lavafelder, die Krater. Manchmal fangen die Lavasteine in ihren Rillen Saharastaub auf oder dienen Tau- und Regentropfen als Auffangschale. Doch so, dass Staub und Wasser nicht aufgenommen und sich nicht zu eigen gemacht werden. Die Trennlinien der Elemente bleiben hier scharf gezeichnet.
Es mag einem manchmal erscheinen, als müsste dieses Gestein Buse tun für ihr unbändiges, plötzlich aus den Tiefen hinauf Brechendes. Sich im Erkalten seiner Beweglichkeit entledigt zu haben, und sich nur langsam zähmen zu lassen in langwieriger Geduld, bis es grösseren Pflanzenwesen und dem Menschen zu Leben schenkender Erde werden darf- ist das der zu zahlende Preis?
Doch den Vulkangesteinen ist es in ihrem Ausharren vielleicht ein Trost, gesehen zu werden, in all den wunderbaren kleinen und größeren Skulpturen, die von ihrer Kraft und ihrer verloren gegangenen Bewegung sprechen. Sie alle finden sich zusammen und bilden als Timanfaya, Nationalpark, ein einmaliges Gesamtkunstwerk, das für Faszination und Inspiration sorgt.
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