World Shoot XVII & IPSC General Assembly 2014
Ein Bericht von Präsident Friedrich Gepperth:
Mit dem "World Shoot XVII" fand vom 13. bis 19. Oktober 2014 in Florida, USA die Weltmeisterschaft im IPSC-Schießen statt. Die Veranstaltung war zweifellos der größte und bestorganisierte IPSC Wettbewerb der inzwischen 38-jährigen Geschichte der IPSC: Mit 73 teilnehmenden Nationen (Regionen) und über 1.500 Sportlern war es ein schießsportliches Spitzenereignis!
Die Stände waren am Beginn des Pre-Matches (Vorschießen für Offizielle) komplett im fertigen Matchzustand. Die Technik hat bis zum letzten Schuss tadellos gehalten. Die Standvoraussetzungen waren erstklassig auch wenn Vor- und Nachmittagssonne teilweise die Teilnehmer direkt von vorne anstrahlte. Die Infrastruktur war gut, die Toilettenanlage war gerade noch in ordnung (teilweise nur Dixi-Typ). Die Standverpflegung war relativ teuer und wirklich American-Style; eben im üblichen Rahmen der letzten fünf World-Shoots. Dies sind natürlich eher Nebensächlichkeiten, die aber zum Gesamtbild beitragen.
Der Ausstellerbereich war große Klasse. Die Aussteller konnten auf diesem, mit großem Abstand größten Waffen- und Zubehörmarkt eines Worlds Shoots bisher, mehr als zufrieden sein. Vor allem Tangfoglio (in den USA von der Firma EAA vertrieben) dürfte durch die extrem gute Performance in der Production Division als Match Sponsor voll auf seine Kosten gekommen sein. Drei von vier Mitgliedern des US Teams (Weltmeister!) schossen Tangfoglio und ebenfalls Eric Grauffel mit seiner überirdischen Performance in Production. Spitzenschütze Angus Hobdell und die Mannschaft von CZ USA haben auch einen sehr zufriedenen Eindruck hinterlassen.
Ich habe das Hauptmatch im Standard Senioren Team geschossen. Mir wäre lieber gewesen ich wäre vierter von vieren im Team gewesen wie in Serbien. So war ich erster von dreien, was aber nix besagt. Ich wollte, nachdem ich dieses Jahr genau ein Match geschossen hatte und davon auch nur 1,5 Stages, einfach nur durchkommen. Denn die WM war vom Zielaufbau bezüglich der möglichen Treffer nicht so schwer zu schießen, sieht man von den sehr häufig verwendeten Swingern (Pendelscheiben) ab. Allerdings waren vielen Parcours von der Einhaltung der Sicherheitsregeln und –winkel sehr fordernd aufgebaut: Selbst bei kleinster Unachtsamkeit bei der Waffenrichtung (90° Winkel) drohte gleich ein Ausschluss vom Wettbewerb. Störend war, dass am Übungsbeginn die Helfer manchmal unmöglich weit vorne standen. In mehreren Fällen haben wir das moniert. Die Renitenz der Helfer bei
gleichzeitiger Hilflosigkeit der Rage Officers (RO; IPSC Schiedsrichter) war bisweilen sehr frustrierend.
Dazu kam die erschreckende Erkenntnis, dass man (sogar in der Standard Division!) zwingend im Laufen schießen können muss, wenn man überhaupt irgendwie eine konkurenzfähige Zeit erreichen wollte. Wir in Deutschland bauen unsere Parcours wegen der Gesetzeslage gezwungenermaßen so auf, dass ein Schießen im Laufen nicht nur nicht nötig, sondern gar nicht möglich ist (und daran wird sich auch nichts ändern!). Daher kann man als deutscher Sportler das Schießen im Laufen einfach nicht. Ich habe das auch bei meinen Teamkollegen sehr deutlich beobachten können und selber kann ich es schon gar nicht. Nach drei Tagen ging es ein wenig flüssiger, aber nur ab und zu und immer noch vergleichsweise langsam.
Unter anderem auch deshalb haben wir Deutschen keinen Erfolg errungen. Schuld an diesem traurigen Resultat trug auch eine höchst zweifelhafte 90°-Disquailfiziereung (DQ) eines unserer besten Revolver Schützen. Damit waren sowohl in der Senioren Einzelwertung als auch in der Overall Teamwertung die beiden einzigen Medaillenhoffnungen perdu. In den drei Hauptdivisions Open, Production und Standard im Overall Feld aufs Treppchen zu kommen liegt Lichtjahre außerhalb unserer gegenwärtigen sportlichen Möglichkeit. Allein Gregory Midgley hat mit seinem hervorragenden 11. Platz in Standard gezeigt, dass er zur Weltspitze gehört. In Revolver war Sascha Back erneut unglücklicher Vierter. Ebenfalls eine Top-Leistung: Petra Tutschke bei den Damen in Standard als vierte schoss ebenfalls sehr gut und scheiterte am Medaillenrang nur knapp.
Die Trauben hängen inzwischen extrem hoch: IPSC-Schießen ist ein weltweit extrem populärer Hochleistungssport geworden. Nur Ausnahmetalente die quasi professionell schießen haben bei einer WM noch eine Chance auf eine Spitzenplatzierung. So wie in vielen anderen Leistungssportarten eben auch.
Die RO und vor allem diejenigen der IROA (Internationale Vereinigung der IPSC-Schießleiter) haben einen Spitzenjob gemacht. Mein Kompliment und mein allergrößter Dank insbesondere auch an die deutschen Vertreter in der IROA. Die Klagen über ungerechtfertigte Disqualifizierungen betrafen interessanterweise überwiegend Entscheidungen von nicht IROA RO sondern von nationalen Schießsrichtern mit wohl zu geringer Erfahrung bei Wettkämpfen. Als Wermutstropfen bleibt, dass der Veranstalter gegenüber den RO sich - um es diplomatisch auszudrücken - bei der Aufwandsentschädigung nicht gerade großzügig gezeigt hat. Ich hoffe das wird in der Zukunft deutlich besser.
Was die bekanntgewordenen Klagen über Parkplatzgebühren (50 $) und Trainingsstand angeht, kann ich diese zwar gut verstehen, aber man muss auch wissen, dass der Veranstalter selbst auch nicht das Geringste geschenkt bekam. Auf dem Parkplatz war eine enorme Menge Personal einschließlich uniformierter Sheriffs, die voll für jede Stunde Anwesenheit bezahlt werden wollten. Dasselbe gilt für die Trainigsrange, die extra für die WM eingerichtet wurde. Da gab es keine ehrenamtlichen Helfer und jede Arbeitskraft musste bezahlt werden. Frank Garcia als Match Director und Manny Bragg haben von vorneherein jedes finanzielle Risiko für sich ausgeschlossen. Die USPSA (IPSC-Verband der USA) als verantwortlicher Verband vor Ort hätte ihnen andernfalls auch was gehustet. US Amerika ist eben das Land des relativ ungebremsten Kapitalismus. Für uns hier und da sehr hart, aber eben auch
ehrlich. Subventioniert wird kaum. Die grandiose Eröffnungsfeier schon, aber sonst sehr wenig.
Als Gast musste man dort wo man sich nicht auskannte für seine Unwissenheit ordentlich Lehrgeld zahlen. Wie zum Beispiel bei der Munition, die man für den Wettbewerb vor Ort vom Veranstalter kauften konnte. Vorab: Meine Munition (.40 S&W, lang gesetzt) war absolut Spitze! Wohl die beste Mun, die ich in .40 S&W je hatte. In 9x19 war dies ganz entschieden anders und sehr viele 9 Para Schützen waren von der Qualität enttäuscht. Wir waren als Mannschaft nicht brutal genug, um auf den Matchveranstalter eben keine Rücksicht zu nehmen und mit GECO im Vorfeld zu reden, um uns von denen dort Munition liefern zu lassen. Die Preise der Matchmunition waren hoch aber nicht übertrieben hoch. Fabrikmunition in .40 S&W kriegt man bei uns inzwischen bestenfalls für ca. 30 €-Cent. Die Matchmunition kostete umgerechnet 38 €-Cent. Allerdings war ich schon erstaunt, als ich
auf der Practice-Range auf den Stand des wohl größten gewerblichen US-Wiederladerunternehmens kam und dort die Angebote sah: Die Mun sah klasse aus, ein Chrono war passenderweise auch gleich vor Ort und die Preise haben waren überraschend gering: 29 US-Cent (23 €-Cent) für die .40 S&W und 20 US-Cent für die 9x19! Bei 1.000 Schuss, die ich geordert hatte, wären dies mal eben so schlappe 210 US $ gewesen. Dass nach all den Jahren, in den deutsche Schützen zur Florida Open fahren, keiner von dieser Möglichkeit wusste, war schon ärgerlich.
Daneben hier noch ein paar Infos aus der IPSC-Weltversammlung vom Samstag vor dem World Shoot:
Deutschland wurde wieder weltweit Region Nr.1 im IPSC Länderranking! Mit dieser Auszeichnung anerkennt die Internationale IPSC-Gemeinschaft die Leistung des BDS bei der Förderung des IPSC-Schießens.
Nick Alexakos wurde bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung zum IPSC Präsidenten wiedergewählt.
Die WM 2017 wurde an Frankreich vergeben und wird auf einem Stand ca. 2 Stunden von Paris entfernt ausgetragen. Die Fahrzeit von der deutschen Grenze beträgt etwa vier Stunden.
Ich war mit meinen Vorschlägen zur Genehmigung der Erprobung neuer Regeln erfolgreich:
- In der Revolver Division können wir in Deutschland ein Jahr die Regelung 8-Schuss Revolver in Minor und maximal 6 Schuss in Major testen. Ich hoffe die Revolver Freunde haben etwas davon und es geht mit der Division aufwärts. Ich bin uneingeschränkt für diese Regeländerung und hoffentlich kann S&W die entsprechenden Waffen liefern.
- In der Open Division ist für ein Jahr lang der Faktor für Major - und zwar nur in Deutschland - 150 statt 160! Von Geco wird es etwa zum Jahreswechsel Fabrikmunition in 9x19 geben die diesen Faktor bringt. Sie wird ein wenig teurer sein als die 9x19 8g Vollmantel, allerdings auch mit noch hochwertigeren Komponenten und weit unter dem Preis von .38 Super und .40 S&W. Davon sollten auch CZ 75 (ganz normale Modelle und natürlich auch die SP01 Varianten) und Glocks sowie andere geeignete Modelle profitieren, die mit einem neuen Lauf und Kompensator plus Optik ausgerüstet sind. Etwas ungünstig ist, dass bei Auslandsmatches der Faktor natürlich weiterhin 160 ist. Nach dem einem Jahr wird man weiter sehen. Ich denke, dann wird die Sache verlängert und auf andere Länder ausgeweitet, wenn es bei uns positiv läuft.
- IPSC KK Handgun wird ebenfalls in Deutschland und Holland für ein Jahr offiziell zugelassen. Allerdings schließen sich dieser Erprobung wohl noch im ersten Jahr etwa ein Dutzend Länder an, die ihre Meldung bereits angekündigt haben. Nach dem Probejahr sollte die Sache durch sein und zu einem dauerhaften Sportangebot für Kleinkaliber führen. Unsere DM 2015, die gleichzeitig mit der IPSC DM Open/Revolver/Classic stattfinden wird (geplant: 22./23.08.2015 in Philippsburg), wird daher ein Level III Match werden.
Zusammenfassend geht es mit IPSC weiter aufwärts. DVC!
Gepperth, 26.11.2014
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